Australien 2008

Mit dem Wohnmobil entlang der Ostküste



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Dienstag, 29. April 2008 – Flug nach Hongkong
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Gegen 3.00 Uhr klingelt heute Morgen der Wecker. Wir müssen früh am Flughafen sein. Unsere Maschine startet um 7.20 Uhr. Kurz vor fünf holt Manfred uns ab, um uns zum Flughafen zu fahren. Wir fliegen zunächst nach London (Das ist zwar die falsche Richtung, aber der Flugplan sieht es nun einmal so vor!) und von dort aus nach Hongkong. Nach einer Zwischenübernachtung geht es dann weiter nach Sydney.

     


Wir werden in London Heathrow auf dem berüchtigten Terminal 5 landen, wo es nach der Eröffnung ein heilloses Gepäck-Chaos gegeben hat. Hoffen wir, dass sie das mittlerweile im Griff haben. Merken werden wir es sowieso erst in Hongkong. Momentan läuft alles planmäßig, und um 12.15 Uhr sitzen wir in der Maschine und warten auf den Start. Es sind glücklicherweise viele Plätze frei, man hat nicht so ein beengtes Gefühl, und Ulrich und ich haben eine Reihe mit vier Sitzen für uns. Das ist sehr bequem, immerhin dauert der Flug 11,5 Stunden. Da ist es angenehm, wenn man sich etwas ausbreiten kann. Wir haben Zeit, uns einzurichten, müssen wir doch noch ungefähr eine Stunde auf die Starterlaubnis warten.


Nach dem Start wird dann zügig das Essen serviert, nach Londoner Zeit ist es ein Mittagessen und nach Hongkonger Zeit (dort ist es sieben Stunden später) ein Abendessen. Dann kehrt schnell Ruhe ein. Auch wir versuchen zu schlafen, morgen früh um sieben kommen wir in Hongkong an. Ich setze mir die Kopfhörer auf und schalte mit „Brothers in Arms“ von Dire Straits die Umwelt ab.

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Mittwoch, 30. April 2008 - Hongkong
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Nach einem gar nicht so schlechten Frühstück landen wir gegen 7.30 Uhr morgens halbwegs pünktlich, dafür aber recht hart in Chek Lap Kok, dem Flughafen von Hongkong. Der Pilot hat – wie es scheint – nicht realisiert, dass der Boden schon so nah ist und der Kontakt war dann etwas abrupt. Ein Hinweisschild auf den Ausgang fällt herunter, sonst ist aber nichts passiert.

Leider rollt dann – wie fast befürchtet – nur eine von unseren beiden Taschen über das Gepäckband. Tröstlich zu wissen, dass das schon eine recht gute Quote ist. Direkt nach Eröffnung des Terminal 5 in Heathrow kamen Maschinen aus London völlig ohne Gepäck in Hongkong an, erzählt uns der Angestellte von Cathay Pacific, für den das alles Routine ist. Wir haben dann aber doch noch Glück. Die Suchmeldung, die gleich abgegeben wird, hat Erfolg, und als wir gerade gehen wollen, kommt die Nachricht, dass unsere Tasche gefunden wurde. Der Gepäckanhänger der Fluggesellschaft war abgegangen, deswegen konnte sie zunächst nicht zugeordnet werden.

    


Wir geben die beiden größeren Taschen in der Gepäckaufbewahrung ab und machen uns mit unserem Übernachtungsge-päck auf zum Shuttlebus, der uns zu unserem Hotel bringt. Damit dauert die Fahrt zwar länger als mit dem Airport Express, einem Schnellzug in die Stadt, aber erstens ist dieser Bustransfer in unserem Reisepreis enthalten und zweitens sieht man so einiges mehr von Hongkong.

Trotz aller Verzögerungen sind wir natürlich sehr früh, und das Zimmer ist noch nicht fertig. Also stellen wir unser Gepäck unter und stürzen uns in das Gewühl der Nathan Road – Hongkong-Schock pur!

  

Es ist laut und die Autoabgase hängen in den verstopften Straßen. Im Gegensatz zu heute war es bei unserem ersten Besuch hier 1993 geradezu romantisch. Beim letzten Besuch 2001 war die Veränderung bereits sehr deutlich, und heute ist Hongkong in weiten Teilen einfach nicht mehr schön. Viele Fußgänger tragen einen Mundschutz – sicherlich nicht verkehrt, wenn man hier täglich unterwegs ist. Allein schon deswegen flüchtet man gern in Shopping Center und Geschäfte. Alles ist hier unglaublich billig. Der Hongkong-Dollar schwächelt im Moment so sehr, dass sogar die Chinesen aus dem Mutterland hierher zum Einkaufen kommen, wo sie für ihren Yuan wesentlich mehr erhalten als zu Hause. Und mit unserem starken Euro ist es nahezu paradiesisch. Ein Cheeseburger bei Mac Donalds kostet 1,20 € und die Flasche Wasser dazu 0,40 €. Schade, dass wir weder viel Zeit zum Einkaufen noch genügend Platz in den Taschen haben. Zahlt man nämlich den Preis für Übergepäck dazu, lohnt sich das Ganze natürlich nicht mehr.  


Am frühen Nachmittag können wir unser Zimmer beziehen. Danach machen wir uns auf zur Pier, um mit der Starferry
– ein Relikt aus dem alten Hongkong, das sich glücklicherweise nicht verändert hat – hinüber nach Hongkong Island zu fahren. Nur ein paar Cent bezahlt man für die Fahrt mit den alten, doppelstöckigen Booten.

Auf Hongkong Island gibt es viele neue Hochhäuser, das zurzeit höchste ist das International Finance Center mit 88 Stockwerken. Das alles ist eindrucksvoll und architektonisch sehr interessant. Auf Hongkong Island scheint es etwas sauberer zu sein als in Kowloon, aber auch hier ist es auf den Straßen voller Leben, laut und hektisch, es gibt viele Baustellen, und an der Küste wird weiter neues Land angeschüttet, wie zuvor schon an vielen anderen Stellen hier.

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Aber ein paar Gassen weiter findet man immer noch enge Straßenmärkte und altertümliche Garküchen. Hier hat sich nichts verändert, wir können uns an vielen Stellen erinnern, hier schon einmal gewesen zu sein, und alles sieht genauso aus wie vor 15 Jahren. Es sind heute wie auch schon bei unseren letzten Besuchen diese extremen Gegensätze, die Hongkong trotz aller Hektik so faszinierend machen. Es ist schon kurios: Wir sind hier fast "am anderen Ende der Welt“ und fühlen uns vertraut und gar nicht fremd.


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Irgendwann am späten Nachmittag schlägt dann aber die Müdigkeit zu. Wir machen uns auf den Weg zurück nach Kowloon, natürlich wieder mit der Starferry. Direkt an der Pier liegt das Habitu, ein Restaurant, in dem man draußen sitzen kann – übrigens eine absolute Ausnahme und ein Kleinod in Hongkong. Außer den Garküchen auf den Straßen findet man sonst in der Stadt keine Restaurants, wo das möglich ist, und dazu noch mit einem einzigartigen Blick auf Hongkong Island! Hier genießen wir den Tagesausklang und lassen uns bezaubern von dem Lichtermeer, das sich nach und nach auftut und Hongkong Island in den buntesten Farben schillern lässt. Eine schönere und atemberaubendere Skyline gibt es nirgendwo sonst auf der Welt.



Zurück im Hotel, fallen wir ins Bett. Morgen früh um 5.30 Uhr fährt der Bus zum Airport!




Donnerstag, 01. Mai 2008 – Flug nach Sydney
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Das Aufstehen fällt nicht so schwer wie befürchtet, werden wir doch heute völlig neues Terrain betreten. Für mich ist es auch der erste Aufenthalt südlich des Äquators.

Unser Flug nach Sydney startet um 9.00 Uhr, um 5.35 Uhr kommt der Shuttlebus zum Flughafen. Frühstück gibt es im Hotel natürlich so früh noch nicht, aber wir bekommen Sandwiches und Wasser. Die Fahrt dauert etwa 30 Minuten. Gestern haben wir wesentlich länger gebraucht, aber um diese frühe Stunde sind die Straßen leer. Wir sind also rechtzeitig am Flughafen und ich habe Zeit, um noch etwas in meinen Reiseblog zu schreiben.

  


Beim Sicherheitscheck müssen wir (mal wieder!) Federn lassen. Wir haben vergessen, unsere Bad-Utensilien aus dem Handgepäck herauszuräumen, und prompt werden zwei Nagelscheren, eine Nagelzange und Haargel einkassiert. Dafür übersehen sie netterweise mein Taschenmesser, das auch im Kosmetikbeutel war.

Der Flug nach Australien ist angenehm. Wenn wir uns auch nicht so ausbreiten können wie auf dem Flug nach Hongkong, so haben wir doch Plätze in der Fensterreihe wo man nur zu zweit sitzt. Angekündigte Turbulenzen finden nicht statt – und gegen 20.00 Uhr Ortszeit landen wir in Sydney. Wir sind gespannt und aufgeregt – Down Under ist für uns völlig neu!

     


Mit einem Shuttle-Taxi fahren wir ins Hotel. Es ist nicht das Vornehmste, aber das Zimmer ist groß und sauber und mit Kühlschrank, Mikrowelle und Wasserkocher gut ausgestattet. Vor dem Schlafengehen laufen wir noch eine Runde um den Block. Die Innenstadt und der Circular Quay sind von hier aus gut zu Fuß zu erreichen, aber für heute Abend ist uns das doch zu weit.



Freitag, 02. Mai 2008 – Sydney
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Gestern Abend schon haben wir begonnen zu erwägen, wie wir am besten zu KEA kommen, unserem Autovermieter. Die Vermietstation ist ziemlich weit vom Hotel entfernt, und es gibt verschiedene Optionen:

a)  Mit der Regionalbahn (eine Station ist gut zu Fuß zu erreichen) bis East Hill, von dort bietet KEA einen kostenlosen Shuttle an – sicher die preiswerteste Art, aber wir haben vierTaschen und zwei Rucksäcke, also sehr unbequem.

b) Das Gepäck im Hotel deponieren und mit der Regionalbahn zu KEA fahren (siehe oben), dann mit dem Wohnmobil zurück in die Stadt, um das Gepäck zu holen – hat auch etwas Interessantes, weil wir sowieso noch zum Sightseeing nach Sydney zurück wollen. Andererseits ist es sicher nicht angenehm, sich mit dem großen Auto durch die Stadt zu wühlen und dann auch noch einen Parkplatz zu finden (Parkhäuser kommen wegen der Höhe wohl nicht in Frage).
 
c) Bequem und teuer mit dem Taxi zu KEA fahren.

Faul, wie wir sind, entscheiden wir uns für die dritte Alternative. Nach einem eher schlechten Frühstück in einem lieblos eingerichteten und ungepflegten Restaurant lassen wir uns ein Taxi rufen. Der Taxifahrer wirkt ein wenig konfus, er kennt die Straße nicht und muss lange im Stadtplan suchen. Dabei redet er ständig vor sich hin, als wolle er die Strecke auswendig lernen. Am Ende bringt er uns aber doch auf dem vernünftigsten Weg zu KEA. Er erzählt uns, dass sein Bruder in Ulm lebt und er schon einige Male in Deutschland war.


Die KEA-Station macht einen sehr gepflegten Eindruck und wir bekommen eine kompetente Beratung und Einweisung – nur ist leider unser Auto nicht fertig! Es befindet sich beim Check in der Werkstatt nebenan, und es dauert noch ca. 30 Minuten, lautet die Auskunft um 10.30 Uhr. Zwei Stunden später sind die 30 Minuten immer noch nicht herum. Der KEA-Angestellte war schon mehrmals in der Werkstatt und kam jedes Mal mit der Nachricht zurück, dass es nur noch wenige Minuten dauert. Es ist ihm sichtlich peinlich, und zwischendurch schenkt er uns schon einmal einen Bildband über Australien. Auf mein Drängen hin bekommen wir dann einen VW-Bus, mit dem wir einkaufen können, statt hier nutzlos herumzustehen und zu warten. Darüber hinaus gibt es noch 100 $ Zuschuss zum Einkauf von KEA als Entschuldigung. Der einzige Supermarkt in der Nähe ist – man glaubt es kaum – ein ALDI. Das spart Zeit, denn die Aufteilung des Ladens ist ähnlich wie in Deutschland, und auch viele Produkte sind uns bekannt. Globalisierung aller Orten!

    

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Als wir zurück kommen ist unser Auto fertig und wir können endlich starten. Mittlerweile ist es 2.00 Uhr nachmittags. Wir verstauen nur schnell die temperaturempfindlichen Lebensmittel im Kühlschrank, dann fahren wir zur Easthill Train Station. Wir haben schließlich noch nichts von Sydney gesehen und wollen mit der Bahn noch einmal in die City, um uns wenigstens Oper und Harbour Bridge anzuschauen.

Am Circular Quay steigen wir aus und schnuppern ein wenig von der Atmosphäre dieser Stadt, die zumindest hier am Hafen Leichtigkeit und Unbeschwertheit vermittelt. Auffällig ist, dass die meisten Leute freundlich und entspannt aussehen, ganz anders als z.B. in Berlin. Und nach allem, was wir erleben, sehen sie nicht nur so aus, sie sind tatsächlich nett und freundlich – eine sehr angenehme Erfahrung!


Mit Blick auf die Harbour Bridge in der einen Richtung und auf die Oper in der anderen sitzen wir auf einer mit Polstern belegten Mauer und genießen bei einem Glas Wein/einer Tasse Kaffee zusammen mit vielen anderen diesen Nachmittag in Sydney. Australien hat begonnen! Das müssen wir uns immer wieder bewusst machen, sonst vergessen wir leicht, dass wir uns ca. 20.000 km von zu Hause entfernt auf der anderen Seite der Erdkugel befinden.

   

     

Ausgiebig schauen wir uns die berühmte Oper an, bevor wir zur George Street gehen, einer der bekanntesten Einkaufsstraßen von Sydney. Sie ist um diese Zeit am späten Nachmittag voller Menschen, so dass wir keine Chance zum "Schlendern" haben, sondern uns von dem Tempo der anderen mitreißen lassen. Zudem ist es mittlerweile schon dunkel. In Sydney geht die Sonne zu dieser Jahreszeit um 5.13 Uhr nachmittags unter, und um 6.00 Uhr ist es dunkel. Es gibt weniger als 11 Stunden Tageslicht. Und wir haben das Wohnmobil noch keinen Meter aus der Stadt hinaus bewegt!

Nachdem wir in einem Bottle-Shop noch ein paar Flaschen australischen Chardonnays erstanden haben (Alkoholische Getränke gibt es in Australien nur in speziellen Geschäften!), steigen wir an der Town Hall wieder in den Zug und fahren zurück nach East Hill. Einen kleinen Umweg müssen wir noch machen, weil wir einen Express-Zug erwischen, der dort gar nicht hält.

Aber dann haben wir es geschafft und sitzen im Wohnmobil, unserem Zuhause für die nächsten drei Wochen. Weit fahren werden wir heute nicht mehr. Es schon 7.00 Uhr abends und wir haben noch nichts ausgepackt. Also ist unser erstes Etappenziel ein Caravanpark im Süden der Stadt – eng und teuer, nun ja. Unser Stromkabel hat einen Wackelkontakt, aber irgendwann klappt es doch und wir können die Heizung anmachen. Sie funktioniert leider nur mit Außenstrom und es ist doch ziemlich kalt geworden. Mit der Ausstattung des Autos sind wir ansonsten sehr zufrieden. Bettwäsche, Handtücher, Geschirr, etc. machen einen sehr guten Eindruck. Auch die Küche ist "hochwertiger" ausgestattet als in unserem Wohnmobil in Alaska.

  


Es dauert noch eine ganze Weile bis wir uns eingerichtet haben und das Bett gebaut ist. Es gibt verschiedene Schlafplätze "an Bord", wir entscheiden uns für den Alkoven über der Fahrerkabine.




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Samstag, 03. Mai 2008 – Der erste Tag "On the Road"
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Eigentlich wollten wir früh los, aber es dauert halt seine Zeit, bis wir wirklich abfahrbereit sind, und es ist schon 9.30 Uhr, als wir tatsächlich vom Platz fahren. Ulrich darf gleich all seine Fahrkünste zeigen: Er muss rückwärts zwischen rechts und links abgestellten Autos hindurch und es ist nicht viel Platz! Man bedenke: Er hatte noch keine Zeit, sich auf die Breite des Autos einzustellen; er hat keine gute Sicht nach hinten und muss das Bild in den Außenspiegeln mit dem Bild der Rückfahrkamera koordinieren; er sitzt auf der rechten Auto-seite und muss mit der linken Hand schalten. Dazu stehen noch die Besitzer der anderen Autos am Wegrand und beobachten die Aktion. Mich macht das beim Zuschauen schon nervös, aber Ulrich hat keine Probleme – sagt er zumindest.

Am Ausgang des Campingplatzes sitzen bunte Sittiche in den Büschen, unser erster Kontakt mit der schillernden australischen Tierwelt.

Entlang der Küste machen wir uns auf den Weg nach Süden Richtung Melbourne. Es dauert Stunden, bis wir eng bebautes Gebiet hinter uns lassen und etwas aufatmen und den Blick auf den Pazifik genießen können.

  

Von der Weite Australiens ist hier nichts zu spüren. Es gibt immer noch viele Ortschaften und die Straßen sind dicht befahren.

Nachmittags sind wir in Pebbly Beach, wo wir vielleicht über Nacht bleiben wollen, damit sich die 8 km lange Zufahrt über eine unbefestigte Straße auch lohnt. Pebbly Beach liegt im Murramarang National Park. Der Strand ist gesäumt von Wiesen, auf denen, gemeinsam mit einigen rosa Kakadus, friedlich eine große Gruppe Wallabies (ein Überbegriff für eine Anzahl kleinerer Känguru-Art) grast. Die Tiere sind gar nicht scheu, im Gegenteil: neugierig kommen zwei auf uns zu und interessieren sich besonders für meine heute Morgen neu erstandenen und darum noch leuchtend gelben Clogs. Auch ein Objektivtäschchen, das an meiner Kamera herunterhängt, wird ausgiebig beschnüffelt. Ich bleibe skeptisch, sie haben doch sehr lange Krallen an ihren Vorderpfoten.

  

    

Leider können wir hier mit dem Auto nicht stehen bleiben. Wir müssen zurück auf die Straße und uns dort einen Schlafplatz suchen. Das erweist sich als nicht so einfach. Die Straße führt durch den Wald, und Plätze, wo ein Wohnmobil stehen kann, sind rar gesät. Als wir endlich einen finden, ist es schon wieder dunkel. Es ist wirklich schade, dass man hier nicht länger Tageslicht hat. Wenn die Sonne untergegangen ist, ist es auch immer gleich richtig dunkel. Das ist eigentlich keine Überraschung, wir wussten es vorher. Aber zwischen Wissen und Erleben liegen doch manchmal Welten.

Um sich jetzt noch draußen aufzuhalten, ist es zu kalt. Also nutze ich den "langen Abend", um Fotos auf das Laptop zu übertragen und zu sichern, und Ulrich repariert das Stromkabel. Er hat heute Morgen einen neuen Stecker gekauft, den er noch zurechtschneiden muss, bis er in die vorhandene Buchse passt. Aber mit viel Geduld und einem scharfen Küchenmesser gelingt ihm das. Im Auto wird es mittlerweile recht kalt, die Heizung funktioniert ja nur mit Außenstrom. Darum gehen wir nach dem Essen (Verschiedene Nudelgerichte von einem China Take Out – auch heute Morgen gekauft) bald ins Bett.

Im Auto ist es stockdunkel. Man sieht wirklich gar nichts, obwohl der Himmel draußen mit Sternen übersät ist – wunderschön! Zusammen mit dem Rauschen des Meeres im Hintergrund ein perfektes Szenario für eine gute Nacht.



Sonntag, 04. Mai 2008 – Weiter nach Süden
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Diese tiefe Dunkelheit trägt sehr zu erholsamer Nachtruhe bei. Wir schlafen durch, bis es hell wird. Das Auto ist leider weiter ausgekühlt. Auch in Australien sind im Spätherbst (das ist schließlich die zurzeit hier herrschende Jahreszeit) die Nächte äußerst kalt. Nur sehr ungern machen wir eine Weile den Motor an, um heizen zu können, und nach Kaffee, Knäckebrot mit Käse und Joghurt mit Müsli sind wir etwas aufgewärmt. Leider müssen wir feststellen, dass es heißes Wasser auch nur mit Außenstrom gibt. Das ist unangenehm, macht es doch das Übernachten außerhalb von Campingplätzen deutlich unkomfortabler. In dem Wohnmobil, das wir in Alaska hatten, wurde dies alles über Gas betrieben, außerdem hatten wir noch einen Generator, so dass wir dort völlig unabhängig irgendwo übernachten konnten. Das geht hier wohl nicht, denn länger als 1-2 Tage möchte ich nur ungern auf eine warme Dusche verzichten. Aber in den nächsten Tagen kommen wir ja in tropische Regionen, vielleicht reicht dann die normale Wassertemperatur zum Duschen.










Gegen 9.30 Uhr machen wir uns auf den Weg zurück zum Princess Highway, der A1, auf der wir weiter nach Süden fahren. In einem kleinen Örtchen hat gerade eine Horde Wallabies die Vorgärten erobert!

Unsere Route führt mal näher an der Küste entlang, mal weiter weg durch Wälder mit Eukalyptusbäumen und Akazien und vorbei an großen Viehweiden, auf denen Rinder grasen. Teilweise haben wir tolle Blicke auf den Pazifik!

  

Am Straßenrand liegen vereinzelt tote Wallabies und Wombats (eine Beuteltierart). Die Fahrspuren lassen leider keinen Platz zum Ausweichen, wenn ein Tier vors Auto läuft. Selbst der Highway ist schmal und kurvenreich. Im Moment vermittelt nichts hier auch nur eine Ahnung von der Größe und Weite dieses Landes. Das Fahren mit dem Wohnmobil erfordert in dieser Enge wesentlich mehr Konzentration als in Alaska oder Kanada, außerdem brauchen wir für die einzelnen Etappen wesentlich länger als geplant.

Im Yambulla State Forest überqueren wir die Grenze zwischen New South Wales und Victoria. Eigentlich wollten wir heute bis zum Wilson's Promontory National Park fahren, das schaffen wir aber nicht. Immerhin kommen wir in die Nähe. In Yarram finden wir mit dem Rosebank Tourist Park ein angenehmes Übernachtungsquartier.

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Montag, 5. Mai 2008 – Wilson’s Prom
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Heute ist ein entspannender Tag im Wilson’s Promontory National Park (The Prom) angesagt, einer Halbinsel südöstlich von Melbourne, die den südlichsten Punkt des australischen Festlandes bildet. Der Nationalpark umfasst Buschland, Regenwald und Küste mit schönen Stränden. In ihm sind zahlreiche Tierarten beheimatet, so das Graue Riesenkänguru, Emus, Wombats, Possums, Ameisenigel und Koalas, ganz abgesehen von den vielen Vogelarten.





Entsprechend gespannt fahren wir am Morgen los. Wir haben gut geschlafen, und langsam gewöhnen wir uns an die Annehmlichkeiten eines Campingplatzes, was insbesondere die ausgiebige warme Dusche meint, die wir uns "daheim" im Caravan aufgrund des beschränkten Wasservorrates ja nicht gönnen können. Der Platz, auf dem wir waren, war auch sehr gepflegt und großzügig - anders als der in Sydney, und dabei nur halb so teuer. Zudem hat man bei der so früh einsetzenden Dunkelheit ja auch nur wenig von Übernachtungen in der Natur, wenn man seine Umgebung nicht mehr sehen kann.

Bis zum Nationalpark liegen noch ca. 80 km vor uns und bei unserer Trödelei ist es schon wieder 13.30 Uhr, als wir in den Park hineinfahren. Immerhin haben wir es geschafft, Nebenstraßen zu benutzen, obwohl die Strecke nicht ausgeschildert war, aber manchmal hilft ja auch der Instinkt. Wir sind durch weitläufiges Farmland gefahren, wo Australien genauso aussieht, wie man es sich vorstellt: Große Farmen, unendliche Weiden, unzählige Rinder. Aufgefallen ist uns, dass auf den Weiden ausschließlich Bullen zu sehen waren. Vielleicht lässt man hier das Milchvieh im Stall.

Nun aber zurück zum eigentlichen Tagesziel. Das Visitor's Center liegt inmitten des Nationalparks. Erreichbar ist es über die einzige Straße, die in den Park hinein führt und auch dort endet. Weiter kommt man mit dem Auto nicht, es gibt aber diverse Trails zwischen einem und über 40 km Länge. Gleich bei der Ankunft werden wir von bunten Sittichen überfallen. Insbesondere die Leute, die Essbares in der Hand haben, können ihnen nicht entkommen. Sie sind wirklich so aufdringlich wie schon im Reiseführer beschrieben!

 

 

Nachdem wir uns ausgiebig mit ihnen beschäftigt haben und mit Sandwiches versorgt sind, entscheiden wir uns für einen der kürzeren Wege zur Squeaky Beach. Wir gehen zunächst durch einen Wald und dann entlang der Klippen hinunter zum Strand. Es bieten sich fantastische Blicke auf den Pazifik, der sich mit hohen Wellen und entsprechender Brandung präsentiert. Die Sonne scheint mittlerweile vom wolkenlosen Himmel, war doch heute Morgen noch alles grau in grau, und geregnet hat es sogar. Nun aber ist alles perfekt, und wir sitzen auf den Klippen und genießen die Aussicht.

  

  

Am Nachmittag machen wir uns auf den Rückweg. Wir haben nur ein Tagesticket und bis zum Sonnenuntergang (17.30 Uhr) müssen wir den Nationalpark wieder verlassen haben. Wir wollen gemütlich zurückfahren und noch einige Stichstraßen anschauen, immer in der Hoffnung, doch all die angekündigten Tiere zu sehen. Außer den Sittichen am Visitor's Center war der Ausflug in Bezug auf die Fauna bisher noch nicht so ergiebig. Der Rückweg entschädigt dann allerdings deutlich. Ganz nah sehen wir grasende Riesenkängurus und einen Wombat, dazu an der 5-Mile-Street viele verschiedene Kängurus, die rechts und links der Straße grasen und hin und her hüpfen. Man muss sehr aufpassen, zumal es jetzt auch schon relativ dunkel ist.

  


Wir schaffen es natürlich nicht, um 17.30 Uhr aus dem Park heraus zu sein, aber netterweise kümmert sich niemand darum.

Gleich im nächsten Ort, in Yanakie, finden wir einen Caravanpark, in dem wir übernachten. Die Stellplätze sehen wieder nett und großzügig aus. Mehr können wir in der mittlerweile hereingebrochenen Dunkelheit nicht mehr beurteilen. Aber wir haben es tatsächlich geschafft, diesen Tag sehr entspannend zu gestalten – und nun sitzen wir nach dem Abendbrot bei einer Tasse Kaffee und schauen die heute gemachten Fotos an. Radio 3M FM spielt zwei Stunden lang „Erinnerungen an Deutschland“. Mit Freddie Quinn, Lolita und Roy Black werden Kindheitserinnerungen wach. Das war die Musik meiner Eltern.

Nachts fängt es kräftig zu regnen an, und das Prasseln der Tropfen auf unser Autodach begleitet uns in den Schlaf.

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Dienstag, 06. Mai 2008 – Einmal Melbourne hin und zurück
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Beim Aufwachen stellen wir fest, dass wir ganz nah am Meer sind. Wir hätten gestern gut noch einen Spaziergang machen können. Aber zuerst haben wir nicht daran gedacht, und später hat es geregnet. So muss dann heute früh ein kurzer Blick auf den Strand reichen, an dem sich viele schwarze Schwäne tummeln. (Die hätten wir gestern Abend in der Dunkelheit wohl sowieso nicht gesehen!)


  


Es weht ein frischer Wind, der sich eifrig bemüht, die Wolken wegzupusten.

Unsere heutige Fahrtetappe bringt uns zunächst nach Melbourne. Die Strecke ist eher langweilig, sie führt durch weites, flaches Farmland, stellenweise unterbrochen von Weinanbaugebieten. Die Vegetation wirkt fremdländisch, manche der Eukalyptusbäume werfen in langen Streifen die äußere Schicht ihrer Rinde ab. Vereinzelt mischen sich selbst hier im Süden des Landes auch schon Palmen und Agaven unter die Gewächse. Ab und an gibt es Hinweisschilder auf Koalas, die Tiere selbst sehen wir aber nicht. Wenigstens ist die Straße ab etwa der Hälfte der Strecke vierspurig ausgebaut. Das macht das Fahren etwas angenehmer, wenn auch der Zustand der Straßenoberfläche sehr zu wünschen übrig lässt. Auch liegen weiterhin immer wieder tote Tiere am Straßenrand, in erster Linie kleine Kängurus.

In Melbourne machen wir eine "selbstorganisierte" Stadtrundfahrt im eigenen Auto – nach dem Motto: Entweder man nimmt sich richtig Zeit für die Stadt (das würde mindestens zwei bis drei Tage dauern) oder man lässt es ganz bzw. begnügt sich mit einem schnellen Überblick aus dem Auto heraus. Nebenbei kann Ulrich hier auch noch einmal ganz intensiv das Schalten üben! Aber er bleibt ganz cool, auch angesichts äußerst exotischer Verkehrsregeln:



In Melbourne muss man zum rechts abbiegen auf die äußerste linke Spur fahren und sowohl den Gegenverkehr als auch den Geradeausverkehr der eigenen Richtung abwarten, bevor man fahren darf. Analog in Deutschland würde das bedeuten, dass man zum links Abbiegen auf die äußere rechte Spur fahren müsste.


  

Melbourne macht mit seinem Nebeneinander von sehr moderner und altehrwürdiger, viktorianischer Architektur einen durchaus sympathischen Eindruck, aber in diesem Urlaub sind wir nicht auf Stadtaufenthalte eingestellt. Wir wollen nun zügig wieder zurück gen Nordosten. Die Weiterfahrt nach Westen zur Great Ocean Road haben wir schweren Herzens von unserem Reiseplan gestrichen. Der Preis wären zwei bis drei Tage endloses Fahren gewesen.

Auf dem vierspurig ausgebauten Hume Highway kommen wir gut voran, und gegen 18.00 Uhr biegen wir ab in die Great Alpine Road. Wir planen einen Abstecher in die Berge von Victoria. In Myrtleford finden wir einen sehr gepflegten
Campingplatz. Genau können wir das natürlich erst wieder morgens sagen, denn es ist (wie soll's auch anders sein) schon dunkel, als wir ankommen.




Mittwoch, 7. Mai 2008 – Australische Alpen _________________________________________________
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Heute Nacht hat es wieder geregnet, aber netterweise klart es am Morgen schnell auf. Hier ist alles bereits sehr herbstlich, viele Blätter sind schon herabgefallen, die restlichen leuchten wunderschön in allen Gelb- und Rottönen. In Bright, bekannt für seine vielen verschiedenen Bäume mit eindrucksvoll gefärbtem Herbstlaub, findet gerade das Bright Autumn Festival statt – Indian Summer in Australien!

  

Wir machen hier kurz Station, damit ich im Visitor's Center meine Online-Aktivitäten auf den neuesten Stand bringen kann. Dann fahren wir über die Berge zurück zum Hume Highway. Das Ambiente ist alpenländisch und die Bäckerei heißt Edelweiß-Bakery. Nur die Warnschilder vor Kängurus und die in die Landschaft eingestreuten Palmen machen uns wieder klar, dass wir uns nicht auf der Nordhalbkugel unserer Erde befinden.

Rechts und links der Straße sind neben Walnussplantagen und Weinstöcken wieder endlose Weiden mit unzähligen Rindern. So viele haben wir vorher noch nie irgendwo gesehen, und trotzdem hat jedes einzelne so viel Platz wie deutsche Rinder es sich noch nicht einmal in den kühnsten Träumen vorstellen könnten.

Zurück auf dem Hume Highway geht es weiter Richtung Nordosten. Unser nächstes Ziel sind die Blue Mountains in der Nähe von Sydney. Das bedeutet 550 km überwiegend langweiliger Highway. Die Gegend ist leicht hügelig und durchweg Kulturlandschaft. Es wirkt mehr und mehr südlich hier - so würde man in Europa sagen. In Australien muss es wohl eher heißen: Es wirkt mehr und mehr nördlich hier. Die Weiden werden etwas trockner als weiter im Süden und in den Bergen. Die Landschaftsfarbe wechselt von sattem Grün zu ausgebleichtem Gelb-Grün. Unter die Rinder mischen sich langsam auch größere Schafherden, sonst gibt es keine auffälligen Veränderungen.

  

Bei einem Tankstopp jedoch nehmen wir lautes Gekreische wahr und entdecken in den umliegenden Bäumen ca. 40-50 große weiße Kakadus. Australien ist doch anders!

Die Kilometer ziehen sich heute ganz besonders. Der Highway ist nun zu großen Teilen noch nicht vierspurig ausgebaut und viele Baustellen behindern die Fahrt. Wir haben das Gefühl kaum vorwärts zu kommen. Zu allem Übel leuchtet dann auch noch nach dem zweiten Tankstopp eine Warnlampe auf. Uns bleibt nichts anderes übrig, als vom Highway hinunterzufahren in den nächsten Ort, nach Mittagong. Aber hier hat sich bereits alles zur Ruhe begeben. Es ist schließlich schon 18.30 Uhr, und auf dem australischen Land werden die Bürgersteige zeitig hochgeklappt. Die einzige Tankstelle ist gerade dabei zu schließen und die junge Frau, die dort arbeitet, kann uns nicht weiterhelfen. Wir bleiben eine Weile stehen, blättern in der Bedienungsanleitung des Autos und erfahren, dass die Lampe ein Problem mit dem Powertrain anzeigt, was auch immer das sein mag. Während wir noch darüber diskutieren, was wir tun sollen (Ich bin dafür, bei KEA anzurufen und Hilfe zu holen. Ulrich will weiterfahren, er meint, das sei schon nicht so schlimm.), erholt sich die Maschine auf wundersame Weise und die Lampe geht wieder aus. Manche Probleme lösen sich durch Aussitzen halt doch von selbst!

Eigentlich wollten wir heute noch ein ganzes Stück weiter, aber nun entschließen wir uns doch, den Campingplatz am Ort aufzusuchen. Ich bin da überhaupt nicht böse drum, finde ich doch das Fahren in der völligen Dunkelheit hier sehr stressig.

Die Rezeption ist natürlich nicht mehr besetzt, aber es gibt eine Rufanlage, und zehn Minuten später ist jemand da, der uns einen der letzten freien Stellplätze zuweist. Wir lassen die Rollos an unserem Auto herunter, machen alle Lichter an und sperren damit die Dunkelheit und die anderen Leute aus. Der gemütliche Teil des Abends beginnt: Während Ulrich das Essen kocht, übertrage ich die Fotos vom Tag auf das Laptop, schreibe Tagebuch und bereite die Einträge für meinen Blog vor. Es ist sehr angenehm, dass wir zwei Sitzgruppen mit Tischen haben. Da kann man sich gut ausbreiten. - Und ab und an gebe ich sogar das Laptop für Ulrich frei!



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Donnerstag, 8. Mai 2008 – Blue Mountains
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Als wir aufwachen, scheint schon die Sonne vom strahlend blauen Himmel. Trotzdem ist es empfindlich kalt. Die Heizung in unserem Caravan ist durchaus nicht überflüssig. Weil der Platz sehr voll ist, duschen wir heute einmal ausnahmsweise vor dem Frühstück in der Hoffnung, dass die Waschräume dann noch halbwegs leer sind. Das ist auch der Fall. Und weil es hier wegen der vielen anderen Leute nicht ganz so lauschig ist, entscheiden wir uns, hier überhaupt nicht zu frühstücken, sondern an der Strecke ein schönes Plätzchen zu suchen.

Die Rezeption ist heute Morgen besetzt und wir können die Übernachtung bezahlen. Dann machen wir uns auf den Weg in die Blue Mountains. Wir planen einen Outdoor-Tag in diesem Nationalpark, in dem es Millionen von Eukalyptusbäumen gibt, die gut sichtbar als blaue Wolke ihre ätherischen Öle an die Umgebung abgeben. Daher kommt auch der Name dieser Berge. Auf den ersten Kilometern schaut Ulrich noch nervös auf die Warnlampen, aber es bleibt alles ruhig. Na Gottseidank!


Die Sache mit dem Frühstück gestaltet sich da schon schwieriger. Die Straße, auf der wir den Highway gen Nationalpark verlassen, ist nicht die ruhige Nebenstrecke, die wir erwartet haben, sondern eine breite Überlandstraße, die durch große Farmgebiete mit entsprechend herrschaftlichen Häusern führt. Alles ist eingezäunt und es bietet sich kein Platz für ein Picknick an. Auch der Blue Mountains National Park erschließt sich für uns nicht besonders leicht. Die Straße, die die Highlights verbindet und in den Reiseführern angepriesen wird, entpuppt sich als drei- bis vierspuriger Highway, an dem ein Ort in den anderen übergeht. Darüber hinaus gibt es haufenweise Baustellen. Nur von Natur und Zufahrten in den Nationalpark ist herzlich wenig zu sehen. Vereinzelt gibt es Hinweisschilder, aber manche von diesen Wegen führen ins Leere. Dagegen sind die Zugänge zu den Attraktionen des Parks sehr gut ausgebaut, und sie verfügen über eine tadellose touristische Infrastruktur. Der Preis sind Busladungen von Besuchern, selbst jetzt noch im australischen Spätherbst. Ich mag mir gar nicht ausmalen, wie es hier wohl im Sommer zugeht. Wir schaffen es offensichtlich nicht, das richtige Gefühl für diesen Park zu entwickeln.

  


Gefrühstückt haben wir übrigens auf dem Parkplatz vor den Wentworthfalls.

Am Nachmittag gelingt es uns dann doch noch, einen kurzen Trail zu gehen und die Ruhe zwischen den Eukalyptusbäumen zu genießen, die nur ab und an durch das Geschrei einiger Sittiche unterbrochen wird.

  

Unser weiterer Weg führt uns nach Norden am Wollemi National Park entlang, der größten unberührten Wildnis in New South Wales. Solch unberührte Flächen gibt es in Australien leider fast ausschließlich in den Nationalparks, alles andere Land ist in irgendeiner Form kultiviert. Knapp zwei Drittel der Gesamtfläche Australiens werden landwirtschaftlich genutzt!

In Rylestone gibt es einen Caravanpark. Leider ist die Rezeption nicht besetzt, als wir gegen 18.30 Uhr ankommen. Es ist eine Telefonnummer angegeben, die man anrufen soll, aber wir haben kein Handynetz. So stellen wir uns erst einmal so hin. Die Waschräume und Toiletten sind zwar abgeschlossen, aber Strom gibt es. Das reicht uns für die Nacht. Wir sind ja im Prinzip autark, dann muss die Dusche morgen früh mal etwas sparsamer ausfallen.

Heute gibt es keltische Musik im australischen Rundfunk!


Freitag, 09. Mai 2008 – Bilderbuchaustralien
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Auf dem Campingplatz ist eine Gruppe rosa Kakadus beim Frühstück. Laut kreischend wecken sie uns, sobald es hell wird.

  


Unseren Übernachtungsobulus werden wir auch noch los, die Mutter der Betreiberin hat hier ihr Zelt stehen. Dann fahren wir weiter am Wollemi National Park entlang Richtung Bylong, endlich einmal eine kleine Straße nach unserem Geschmack. Sie schlängelt sich zwar nicht durch unberührte Natur, aber durch riesige, hügelige Weideflächen, die teilweise zumindest nach unberührter Natur aussehen – Australien wie aus dem Bilderbuch. Von den Gebäuden der Farmen sieht man nichts, nur die imposanten Einfahrten lassen darauf schließen, dass hier nicht gerade arme Farmer leben. Die Weideflächen sind eingefasst von kilometerlangen Zäunen, ab und an ragen die charakteristischen Windräder der Wasserpumpen in die Luft. Sittiche fliegen zwischen den vereinzelten Bäumen hin und her, am Straßenrand stehen große Agavenblüten.

 










Auch das Wildlife beschränkt sich nicht auf die toten Tiere am Straßenrand, die man weiterhin überall findet. Nein – gleich zu Anfang der Strecke hüpfen zwei ausgewachsene Kängurus mit unserem Auto um die Wette.

Von Bylong aus fahren wir über eine unbefestigte Straße nach Westen zum Hunter Valley, das bekannt ist für seine guten Weine. Es kommt teilweise richtiges Waschbrettfeeling auf, hoffentlich hält die Autoeinrichtung das aus!

Im Upper Hunter Valley werden einige der besten australischen Weine angebaut, leider sind die Betriebe zum Teil gefährdet durch den sich ausbreitenden Kohleabbau in dieser Gegend. Die Kohle wird hier im Tagebau gewonnen, d.h., die Landschaft ist weiträumig verschandelt von riesigen Gruben.

Unser Tagesziel ist Port Stephens, eine Halbinsel nördlich von Newcastle mit mehreren kleinen Orten. Wir haben große Probleme, den richtigen Weg zu finden, nachdem wir in Küstennähe wieder in dichter besiedelte Gegenden gelangen. Die Landstraßen und auch der Highway führen immer wieder mitten durch die Orte hindurch, und die Strecke ist jedes Mal denkbar schlecht ausgeschildert. Irgendwann gelingt es uns aber doch, den Pacific Highway zu überqueren und Richtung Meer zu fahren. In Anna Bay finden wir einen großen Caravanpark mit direktem Zugang zur One-Mile-Beach. Dieser Strand gehört zum größten Küsten-Dünen-System der südlichen Hemisphäre. Wir machen uns gleich auf den Weg, ihn zu erkunden.

  


Später fahren wir noch nach Nelson Bay, dem Nachbarort. Wir wollen heute einmal auswärts essen. Im Rock Lobster soll es gute Seafood geben. Wir werden nicht enttäuscht.


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Samstag, 10. Mai 2008 – Auf der Suche nach Koalas
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In dieser Gegend ist es schon wärmer als in den Bergen weiter südlich. Wenn der Campingplatz etwas gemütlicher wäre, könnte man draußen essen, aber es ist recht eng hier und auch ziemlich voll. Allerdings laufen Pfauen und Ibisse über den Platz. Hier sehen wir auch zum ersten Mal die "Roadrunner", wie wir sie nennen, weil sie uns an eine Comicfigur erinnern. Es sind Truthähne mit einer auffällig senkrecht stehenden Schwanzfeder, die wohl in Australien sehr verbreitet sind. Zumindest werden wir sie noch oft treffen, und zwar immer da, wo mit irgendetwas zu fressen zu rechnen ist. Sie zählen nicht gerade zu meinen Lieblingstieren.

Bevor wir uns auf den weiteren Weg Richtung Brisbane machen, fahren wir noch auf die Tilligerry Peninsula. Hier soll es freilebende Koalas geben.

Der Spaziergang unter den Eukalyptusbäumen ist wunderschön. Wir hören und sehen viele verschiedene Vögel, Sittiche und Papageien in allen möglichen Farben, Crested Pigeons (eine Taubenart) und vor allem viele Kookaburras. Hier höre ich auch zum ersten Mal ihr charakteristisches Lachen, weswegen sie auch Laughing Jack/Lachender Hans genannt werden.

     

Wir halten uns ziemlich lange hier auf, einen Koala sehen wir allerdings nicht.

Nachdem wir noch eingekauft und getankt haben, fahren wir gegen 13.00 Uhr zurück auf den Highway No. 1 (Pacific Highway) und dann Richtung Norden. Die Umgebung wird zunehmend tropischer, in den Gärten blühen Bougainville und Strelizien, und Palmen sieht man jetzt auch schon einmal wild wachsen.

Südlich von Port Macquarie verlassen wir den Highway und fahren ein Stück direkt am Meer entlang. Der Pazifik sieht immer wieder faszinierend aus. Für meine Begriffe hat er genau die richtige Mischung zwischen sanftem Meer und rauem Ozean, seine Küste ist abwechslungsreich und interessant, er ist einfach sympathisch!

  

Heute übernachten wir in Nambucca Heads. Im Campingführer haben wir uns den Big4 Nambucca Beach Holiday Park ausgesucht, weil er direkt am Strand liegt. Er ist zwar nicht einfach zu finden, – natürlich ist es schon wieder dunkel, und die Orte, die auf der Straßenkarte nur ein kleiner Punkt sind, breiten sich in der Realität doch ganz schön aus – aber nachdem uns ein Tankwart den Weg erklärt hat, sind wir erfolgreich.

Die Rezeption hat schon geschlossen, aber es gibt Schlüssel für diejenigen, die später ankommen, die Instruktionen bekommen wir über eine Sprechanlage. Der Park ist großzügig angelegt und ziemlich leer. Wir suchen uns einen Platz direkt hinter der Düne. Wenn die nicht wäre, hätten wir Meerblick. Schade, dass wir keine ordentliche Taschenlampe dabei haben, sonst könnten wir noch an den Strand, aber ohne Licht finden wir den Weg durch die Düne leider nicht.

Heute ist es zum ersten Mal warm genug, um noch draußen zu sitzen. Wir packen Tisch und Stühle aus und drehen die Sonnenmarkise heraus – wegen der Gemütlichkeit, nicht wegen der Sonne! Ich sitze dort noch bis ca. 23.00 Uhr mit dem Laptop, es gibt nämlich auch Wireless Internet Zugang.



.Excurs
Exkurs:    Ist in Downunder wirklich alles anders?
 
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Geht auf der Südhalbkugel die Sonne im Westen oder im Osten auf?
Wir haben nachgeschaut: Sie geht genau wie zu Hause im Osten auf und im Westen unter.


Steht sie mittags im Norden (gen Äquator) oder im Süden?
Das bleibt ungeklärt!


Zeigt die Kompassnadel nach Norden oder nach Süden?
Sie zeigt nach Norden (Langweilig, auch genau wie zu Hause.)


Ist der abnehmende Mond nach links oder nach rechts offen?
Er ist nach links offen. Endlich einmal etwas, dass anders ist als zu Hause!


Gibt es jenseits des südlichen Wendekreises auch Mitternachtssonne und Polarnacht?
So weit kommen wir leider nicht. 

 

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Sonntag, 11. Mai 2008 – Kaffee bei Sonnenaufgang
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Um kurz nach sechs nehmen wir unsere Kaffeebecher und gehen an den Strand. Der Weg durch die Dünen wird begleitet vom mittlerweile schon vertrauten, aber immer wieder faszinierenden Konzert der vielen Vögel. Auch die hin und her fliegenden Sittiche bieten immer wieder ein hinreißendes Bild, obwohl man sie hier ja wirklich überall antrifft, wie zu Hause Spatzen oder Tauben.

  


Für den tatsächlichen Sonnenaufgang ist es schon zu spät. Aber über dem Horizont gibt es eine niedrige Wolkenwand, über die die Sonne gerade hinauslugt, so dass wir dann doch zumindest den Eindruck von Sunrise haben. Es ist unbeschreiblich schön hier! Solche Orte zu solchen Zeiten sind es, die den Urlaub prägen. Diese Momente sind einzigartig und bleiben unvergesslich.






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Am Rande der hereinkommenden Flut wandern wir durch das Watt. Winzige Krabben und Schnecken zeichnen mit ihren Aktivitäten interessante Muster in den Sand.

Nach dem Frühstück geht es zurück auf den Highway. Tagesziel heute ist Brisbane. Auch wenn wir uns noch über 500 km südlich des Tropic of Capricorn (Wendekreis des Steinbocks, markiert geographisch den Beginn der Tropen) befinden, mutet hier alles schon sehr tropisch an. In den Gärten wachsen Bananen. Ein kleines Stück nördlich von Nambucca Heads findet man auch große Bananenplantagen. (Coff Harbour ist die Bananenhaupstadt Australiens!) Und noch ein Stück weiter gen Norden, in der Gegend um Grafton, beginnen die Zuckerrohrfelder, die uns entlang unserer Route bis nach Cairns begleiten werden.

  

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Einen kleinen Ausflug machen wir in den Bundjalung National Park, aber außer dass wir ein wenig Off-Road-Feeling bekommen, hat er nichts zu bieten, er ist langweilig und die Rastplätze sind vermüllt.
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Wir übernachten in Kings Cliff in der Drifters Holiday Village. Der Platz ist gepflegt und angenehm, aber es ist nicht viel los. Da wir einen Stellplatz direkt gegenüber den Amenities (Waschräume, Waschküche, etc.) haben, nutze ich die Gelegenheit, um ein paar Sachen zu waschen.
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Noch eine spannende Frage
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Welche von den abermillionen Sternen, die wir sehen, bilden das berühmte Kreuz des Südens?

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Montag, 12. Mai 2008 – Brisbane und die Glass House Mountains
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Beim Frühstück gibt es in den gegenüber liegenden Bäumen wieder genug Sittiche und Kakadus zu beobachten. Ständig fliegen kleine Gruppen lauthals schreiender grüner Lorikeets hin und her, und die Kakadus sind genüsslich beim Frühstück.

Hinter Tweed Heads überqueren wir die Grenze zwischen New South Wales und Queensland. Wir kommen jetzt zur Gold Coast, einem touristisch äußerst erschlossenen Küstenstreifen (3340 Einwohner, 1000 Gästebetten), an dem sich laut Reiseführer kilometerlang Hochhauszeilen, Vergnügungsparks und Souvenirläden aneinanderreihen. Wir umfahren diesen Abschnitt auf dem Highway und steuern direkt Brisbane an, wo wir uns etwas Zeit für eine Stadtbesichtigung nehmen, was heißen soll, dass wir ein wenig durch die Innenstadt laufen und einen kurzen Lunch dort haben.

Hervorgegangen aus einer ehemaligen Sträflingskolonie ist Brisbane heute mit 1,66 Millionen Einwohnern die drittgrößte Stadt Australiens. Sie ist nicht nur wirtschaftlich ein prosperierender Standort, sondern ist mit statistisch 330 Sonnentagen im Jahr auch ein Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt. Auf uns macht die Stadt einen lebensfrohen und betriebsamen Eindruck, wirkt aber etwas provinziell.

  

Nördlich von Brisbane machen wir einen Abstecher in die Glass House Mountains. James Cook hat sie 1770 so genannt, weil sie im Sonnenlicht wie Glas schimmerten. Die Glass House Mountains bestehen aus 16 isolierten, bis zu 550 m hohen Felszacken, die schon vom Highway aus gut zu erkennen sind. Ein wenig Probleme haben wir, weil wir versuchen, einem der ausgeschilderten Tourist Drives zu folgen, aber die Unzuverlässigkeit dieser Beschilderungen haben wir ja schon an anderen Stellen erlebt, so dass wir uns dann doch lieber wieder auf unser Karte verlassen. Zumindest führt uns der Umweg durch große Plantagen mit tropischen Früchten. In erster Linie wachsen hier Ananas und Papaya.


   

Zurück auf dem Highway fahren wir noch ein Stück nach Norden, bevor uns eine 30 km lange Stichstraße durch den Great Sandy National Park nach Rainbow Beach bringt, wo wir in der Rainbow Beach Holiday Village übernachten wollen. Die Gegend ist sehr schön, aber wir sind mal wieder spät dran. Also werden wir uns morgen auf dem Rückweg hier etwas mehr Zeit lassen.

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Den Campingplatz haben wir uns ausgesucht, weil er mit "Beach Front Sites" wirbt. Aber so richtig schön ist er nicht. Schon die Einfahrt über eine Tankstelle ist nicht einladend, und zwischen Platz und Strand liegen außerdem eine Straße und eine Düne. Trotzdem schaffen wir es, in der hereinbrechenden Dunkelheit noch einen Blick auf den Strand zu erhaschen. Von einem Imbiss im Örtchen (vielleicht 8-10 kleinere Läden und Cafés, von denen die meisten aber schon geschlossen haben) nehmen wir Pizza fürs Abendbrot mit. Heute essen wir drinnen. Die Nachbarn sind uns hier zu dicht.
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Dienstag, 13. Mai 2008 – Auf den Spuren von James Cook
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Heute Morgen regnet es ab und an ein wenig. Auch sonst ist die Luftfeuchtigkeit deutlich gestiegen. Glas und Spiegel beschlagen und vieles fühlt sich klamm an.

Einmal mehr sind wir dankbar für unsere komfortable Unterkunft mit einem festen Dach über dem Kopf, wo wir bei Bedarf Heizung oder Klimaanlage anmachen können und wo wir im Bad bequem bei offenem Fenster durch den Fahrtwind Sachen trocknen können. Nebenan steht ein junges Paar mit einem Kleinbus, der innen wohl keinen Platz zum Aufhalten hat. Immer wieder müssen sie ihr Frühstück unterbrechen, weil es regnet und das kleine Vorzelt kaum Schutz bietet.

Auf dem Rückweg lassen wir uns etwas Zeit im Great Sandy National Park, d.h. in diesem Teil des Nationalparks. Insgesamt ist er über 2000 km² groß und besteht aus Fraser Island und dem Teil auf dem Festland, in dem wir uns gerade befinden. Hier vermischt sich die rote Erde Australiens mit dem Sand der Dünen, und Eukalypten wachsen bizarr in die Höhe. Wunderschön!

  


Auf den ersten Kilometern begleitet uns ein Regenbogen. Auf der einen Seite der Straße regnet es, auf der anderen scheint die Sonne.



 
Weitere ungelöste Fragen
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Wodurch bestimmt sich die Höhe eines Regenbogens?
Ist er hier flacher als zu Hause?
Hat das vielleicht mit der Entfernung vom Äquator zu tun?

Außerhalb des Nationalparks ist es dann allerdings nicht mehr so schön. Im Tuan State Forest wird großflächig Nadelwald aufgeforstet. Entlang der Tuan Forest Road wechseln sich auf endlosen Kilometern in Reih und Glied gepflanzte Nadelbäume in verschiedenen Wachstumsstadien ab mit Flächen, die gerade gerodet werden – Nutzholzgewinnung in großem Stil!

Kurz vor Maryborough verlassen wir die bewaldete Gegend und fahren in agrarwirtschaftlich genutzte Zonen. Bis Childers bleiben wir auf der A1, die seit Brisbane Bruce Highway heißt, dann biegen wir ab Richtung Bundaberg und Town of 1770.

Kilometer um Kilometer reiht sich ein Zuckerrohrfeld an das nächste. Nicht umsonst ist Bundaberg (Bundy) die australische Rum-Metropole.

  

  

Hinter Bundaberg gibt es dann auch Macadamia-Plantagen, und wir ernten ein paar Nüsse fürs Dessert heute Abend. Auch Avocados sollen hier angebaut werden. Da aber gerade keine Früchte zu sehen sind und wir nicht wissen, wie die Pflanzen aussehen, können wir sie natürlich auch nicht identifizieren.

Unser nächstes Zwischenziel ist Town of 1770. Hier hat James Cook am 24.05.1770 zum ersten Mal den Boden von Queensland betreten – daher der Name. Captain Cook hat sich für seine Anlandung ein ausgesprochen schönes Stückchen Küste ausgesucht. Hier zeigt der Pazifik zum letzten Mal seine Kraft, bevor gen Norden das Great Barrier Reef die Küste gegen das offene Meer abschottet. Auf einer kurzen Wanderung rund um die Landspitze dieser "Halbinsel" können wir die Brandung noch einmal hautnah genießen.

  

Dann fahren wir weiter nach Tannum Sands, wo wir übernachten wollen. An einem Obststand gleich neben der Straße kaufen wir Bananen und Avocados, die hier in der Gegend gewachsen und offensichtlich erst reif geerntet wurden. Das schmeckt man deutlich. Kein Vergleich zu den unreif geernteten und auf dem Transport nachgereiften Früchten, die man in Deutschland bekommt.

Unser Campingplatz (Tannum Beach Caravan Village) liegt fast direkt am Meer und so beschließen wir den Tag (d.h. den "Tageslichttag") mit einem Strandspaziergang. Wir sind anfangs nicht direkt am Pazifik, sondern in einer Flussmündung. Der Strand ist dort nicht so schön, es gibt viele Mangroven, und der Sand ist mit kleinen Kieseln durchsetzt, die einem ständig in die Schuhe geraten. Erst als wir ans Meer kommen, wird es schöner. Um den gesamten Weg am Wasser entlang zurück zu gehen, reicht das Tageslicht nicht mehr aus, zudem haben wir ein wenig Angst, dass es in der Flussmündung Krokodile geben könnte. Darum gehen wir das letzte Stück an der Straße entlang, einer Art Strandpromenade.

  

 
Gegen 18.30 Uhr sind wir zurück und richten unseren Picknicktisch ein. Rundherum ist bereits Ruhe eingekehrt, Zelte und Wohnwagen sind zu. Auf den Campingplätzen hier gibt es keine Lagerfeuerromantik und keine Parties. Mit hereinbrechender Dunkelheit werden die Bürgersteige hochgeklappt, in manchen Caravans hört man einen Fernseher. Unser Nachbar lässt ihn offensichtlich die ganze Nacht laufen. Solche "Lärmbelästigung" ist aber eine absolute Ausnahme. Ich kann mich noch mit meinem Blog beschäftigen, auch hier gibt es drahtlosen Internetzugang.

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Mittwoch, 14. Mai 2008 – Auf in die Tropen
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Beim Frühstück leisten uns wieder Roadrunner Gesellschaft. Mit ihren nackten Hälsen haben sie etwas von Geiern, und ich empfinde sie als ausgesprochen hässlich. Sie picken hier und dort herum, und zwischendurch legen sie kleine Spurts ein, bei denen sie ziemlich schnell werden. Als Ulrich einen füttert, wird der gleich zudringlich und will auf unseren Tisch springen.

Netter sind da schon die Wallabies, die am Wegrand stolz ihren Nachwuchs präsentieren. Diese hier haben wir auf einer kleinen Wiese zwischen Wohnhäusern entdeckt.

  


Wenn wir es schaffen, wollen wir heute bis zum Eungella National Park kommen. Die Strecke führt durch riesige Weidegebiete. Diese Gegend lebt von der Rinderzucht. Rockhampton, die nächste größere Stadt, wird als Rindermetropole von Queensland bezeichnet. In Australien werden offensichtlich gern solche Titel vergeben! Man ist umgeben von Metropolen, Capitels und Gewinnern von Awards. Hier überqueren wir übrigens auch den Wendekreis des Steinbocks und befinden uns damit geografisch in den Tropen.

Hinter Rockhampton gehen die Weiden über in Buschland mit lockerem Baumbestand. Weit verstreut sieht man Rinder und Pferde grasen, die Tiere haben wirklich unendlich viel Platz. Hier kommt mir immer wieder der Begriff "Weites Land" in den Kopf. Ortschaften gibt es nur wenige, und wer schon in Rockhampton einen eher leeren Tank hatte, kann vielleicht Probleme bekommen. Die nächste Tankstelle ist über 100 km weit entfernt. Nicht, dass dies hier schon mit dem wahren Outback zu vergleichen ist, aber ich bekomme eine vage Idee von der Größe des Landes. Australien ist mit ca. 7.700.000 km² mehr als 20x so groß wie Deutschland (ca. 350.000 km²), hat aber nur ca. 20,5 Millionen Einwohner gegenüber 82,4 Millionen in Deutschland.

  

Zwischen Irgendwo und Nirgendwo halten wir für unseren Lunch. Hier finden wir die Einsamkeit, die einen weiteren Eindruck von der unermesslichen Weite dieses Landes vermittelt. Mittags regt sich hier nichts. Nur ein einsamer Greifvogel sucht vergeblich nach Beute, und auf den freien Flächen entstehen vereinzelt kleine Windhosen.

Im weiteren Verlauf der Strecke tauchen langsam wieder Viehweiden auf. Während im Süden Australiens hauptsächlich schwarze und braune Rinder zu sehen waren, sind sie hier kalkweiß und erinnern an die Rinderrassen, die man in Südostasien häufig findet, hager wirkend mit einem Höcker hinter dem Hals. Vielleicht können diese Tiere die Sonne besser vertragen.

  

Je näher wir nach Sarina und Mackay kommen, umso mehr dominieren wieder Zuckerrohrfelder, und sie säumen den gesamten Weg fast bis Eungella. Während in Bundaberg vorwiegend Rum hergestellt wird, wird in der Gegend um Mackay Rohrzucker gewonnen. Australien gehört zu den größten Rohzuckerexporteuren der Welt. Jährlich werden hier 35 Millionen Tonnen Zuckerrohr geerntet – das meiste davon in Queensland – und zu ca. 4,75 Millionen Tonnen Zucker verarbeitet. Kleinbahnschienen durchziehen wie ein Gitternetz die Landschaft. Auf ihnen wird das geerntete Zuckerrohr zu den Zuckermühlen transportiert. Schade, dass gerade keine Erntezeit ist, das zu beobachten wäre sicherlich interessant.

Gen Eungella kommen wir in tropischen Regenwald. Unter die Laubbäume und die Palmen mischen sich nun große Baumfarne, und Schlingpflanzen wuchern an den Stämmen in die Höhe. Die Straße windet sich in engen Serpentinen den Berg hinauf, der Eungella National Park liegt in der Clarke Range, deren höchster Berg 1280 m hoch ist. Das Wort Eungella entstammt der Sprache der Aboriginals und bedeutet "Land, wo Wolken über den Bergen liegen".

Der Eungella Holiday Park, der einzige Campingplatz hier, ist einfach und rustikal, aber toll gelegen mit einem weiten Blick über das ganze Tal. Bei klarem Wetter soll man bis zum ca. 80 km entfernten Meer schauen können.

Wir sind gerade noch rechtzeitig gekommen, um eine Chance zu haben, die Schnabeltiere zu sehen, für die dieser Nationalpark bekannt ist. Die besten Zeiten sind abends kurz vor Einbruch der Dunkelheit und am frühen Morgen. Da ist uns der abendliche Termin schon sympathischer!

  

Auf dem Weg zum Broken River, einem guten Beobachtungsort, sehen wir auf einer Wiese Hunderte von großen, weißen Kakadus (Sulphur-crested Cockatoo) sitzen, wie bei uns vielleicht Möwen auf den Feldern während der Ernte. Mit lautem Geschrei fliegen sie auf, wenn man ihnen zu nah kommt und bevölkern dann die umliegenden Bäume.

 
Am Broken River selbst haben wir Glück und bekommen zwei oder drei Schnabeltiere zu sehen, Vertreter einer archaischen, von der Evolution vergessenen Tierart, die Eier legt und trotzdem ihre Jungen säugt. Schnabeltiere leben ausschließlich in Australien. Bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts wurden sie wegen ihres Fells gejagt und waren vom Aussterben bedroht. Heute sind sie streng geschützt.

     

Zurück auf dem Campingplatz stellen wir Tisch und Stühle hinaus, um draußen zu essen. Das schaffen wir zwar gerade noch, aber dann wird es zu kalt. Von den Bergen zieht Nebel auf, und bald ist das ganze Tal mit weißer Watte gefüllt. Der Eungella macht seinem Namen alle Ehre.

P.S. Als besonderen Luxus gibt es hier kostenlos Wireless Internet Zugang!
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Donnerstag, 15. Mai 2008 – Tropischer Regenwald
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Nachdem die Sonne den Nebel langsam aufgelöst hat, (Beim Frühstück war es noch lausig kalt!) erkunden wir den Regenwald auf einer Wanderung etwas genauer. Die Natur bietet hier solch eine Vielfalt von Pflanzen, wie man es sich in einem deutschen Wald gar nicht vorstellen kann. Alles reckt sich zum Licht, die größeren Bäume werden von unzähligen Epiphyten als Halt genutzt und Kletterpflanzen ranken sich an ihnen zur Sonne empor. Im Lebensraum Regenwald stellt jeder Baum noch einmal einen eigenen Lebensraum für viele andere Pflanzen und auch Tiere dar. Bis zum Boden dringt die Sonne nur an ganz wenigen Stellen. Immer wieder bleiben wir stehen, um genau hinzuschauen oder den vielfältigen Vogelstimmen zu lauschen. Zu sehen bekommt man die Vögel allerdings so gut wie gar nicht.

  

  

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In der Finch Hatton Gorge gehen wir noch einen zweiten Trail bis zu den Araluen Wasserfällen. Hier machen wir eine kleine Rast. Ulrich entdeckt eine Eidechse, die lang genug stillhält, um ausgiebig fotografiert zu werden.

     

Auch die Kookaburras am Ende der Wanderung sind diesbezüglich sehr kooperativ.

Gegen 14.30 Uhr machen wir uns auf den Rückweg gen Highway. Damit ich auch etwas Fahrpraxis mit dem Caravan bekomme, übernehme ich die schwierigeren Geländestrecken:

  

Wir schaffen es heute tatsächlich noch bis Airlie Beach. Hier hat unser Neffe Toby bei Fantasea Cruises gearbeitet, als er in Australien war. Airlie ist ein quirliges Örtchen, das von Tauch- und Schnorcheltouren zum Great Barrier Reef lebt. Die Hauptstraße ist gesäumt von Souvenirläden und Agenturen für Bootsausflüge. Man sieht hier viele junge Leute, es gibt ein Backpacker-Hotel und diverse Bars und Restaurants. Alles macht einen netten und sympathischen Eindruck. Nachdem wir unseren Schlafplatz im Big4 Cove gesichert und im Lebensmittelladen unsere Vorräte ergänzt haben, fahren wir zurück in den Ort und essen bei KC's Steak and Seafood Barramundi. Der Barramundi, der König der Fische, wie er in Australien genannt wird, ist eine Barschart und gehört zu den Edelfischen. Er lebt im gesamten Indopazifik und kann bis zu 2 m lang und etwa 60 kg schwer werden. Er schmeckt sehr gut! Nach dem Essen bummeln wir noch ein wenig die Straße entlang und schauen dem Treiben in den sich langsam füllenden Kneipen zu.



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Freitag, 16. Mai 2008 – Whitsunday Islands
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Als wir um 5.45 Uhr wach werden, ist es noch ganz dunkel. Seltsam, war es doch in Eungella, keine 100 km weiter südlich, um diese Zeit schon relativ hell. Aber auch hier dämmert es bald, und genauso schnell wie es abends dunkel wird, ist es morgens hell.

Die Frage, ob es warm genug ist, um draußen zu frühstücken, stellt sich in diesen Breiten nicht mehr. Hier ist niemand auf Kälte eingestellt. Türen und Fenster, geschlossene Dächer oder gar Heizungen gibt es auch in den Waschräumen nicht.

Bevor wir uns auf die Weiterfahrt gen Norden begeben, fahren wir noch nach Shute Harbour. Vielleicht können wir eine kurze Bootsfahrt zu der ein oder anderen Insel machen. Vorgelagert sind hier die Whitsunday Islands, eine Gruppe von insgesamt 74 Inseln, von denen 17 bewohnt sind. Sie werden so genannt, weil James Cook die Passage zwischen ihnen im Jahr 1770 am Pfingstsonntag (Whitsunday) entdeckt hat.


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Wir haben Glück und machen mit der Fähre, die die Inseln mit dem Festland verbindet, eine kleine Rundfahrt nach Hamilton Island und Daydream Island. So bekommen wir zumindest einen Eindruck.

  

Nach zwei Stunden sind wir wieder an Land und fahren zurück zum Bruce Highway. Immer noch sind die Straßenränder von Zuckerrohr gesäumt. Rund um Bowen wachsen auch Mangos und Tomaten – unter freiem Himmel, nicht im Gewächshaus!

Weiter nördlich führt der Bruce Highway durch offenes Buschland mit niedrigem Baumbestand. In einer breiten Schneise führen Straße und Eisenbahnschienen hindurch. Es sieht wild und unkultiviert aus, ist aber eingezäunt, und wenn man genau hinschaut, sieht man vereinzelt auch Rinder. In der Nähe von Ayr tauchen dann wieder Zuckerrohrfelder auf.


Am Alligator Creek im Bowling Green National Park legen wir einen Lunchstopp ein. Leider müssen wir uns mit dem Essen wieder ins Auto verziehen, nachdem unser Picknicktisch systematisch von diesen hässlichen Putern eingekreist wird. Zum Ausgleich sind aber auch kleine Beuteltiere da, sie hüpfen an den Wegen entlang und sind äußerst niedlich.

        

Zum Übernachten fahren wir nach Rolling Stone, ca. 60 km nördlich von Townsville. Der Campingplatz liegt direkt an der palmengesäumten Beach. Nach einem Strandspaziergang stellen wir unseren Tisch und die Stühle zwischen zwei Palmen auf und genießen so äußerst stilvoll den Tagesausklang.
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Samstag, 17. Mai 2008 – Fahrt nach Port Douglas
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Zum Sonnenaufgang sitzen wir wieder zwischen den Palmen. Wir müssen etwas Geduld haben, vor 6.30 Uhr lässt sie sich hier nicht blicken.

Einmal aufgegangen, entfaltet sie aber auch gleich große Kraft. Beim Frühstück brauchen wir Sonnenbrillen und es ist schon fast zu warm. Auch bei den Duschen ist der Unterschied zwischen warmem und kaltem Wasser nur noch marginal.


Zurück auf dem Bruce Highway geht es durch weitere Zuckerrohrfelder nach Norden. Unser Tagesziel ist Port Douglas. Von dort wollen wir eine Bootstour zum Great Barrier Reef machen. Der Highway ist übrigens schon lange nicht mehr vierspurig, sondern hat die Qualität einer mittleren Landstraße, und immer wieder überqueren wir die Bahngleise des Zuckerrohr-bähnchens.

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Später tauchen große Bananenplantagen auf. Die Früchte sind zum Schutz gegen was auch immer in bunte Tüten eingepackt. Es sieht aus, als würden sie gleich supermarkttauglich wachsen. Nördlich von Innisfail ragt auch der Regenwald ab und an bis an den Highway heran.

Die Fahrt ist eher unspektakulär, die Durchfahrt durch die Städte zum Teil sogar nervig, der Highway führt immer mitten hindurch. Hinter Cairns verläuft die Straße aber direkt an der Küste entlang und man erhascht schöne Blicke auf den Pazifik.

In Port Douglas stehen drei Campingplätze zur Auswahl. Zwei sind nahe dem Zentrum, aber nicht besonders schön, also entscheiden wir uns für den dritten, mal wieder einen Big4. Wir suchen nicht gezielt nach diesen Plätzen, aber Big4 ist eine große Kette und bietet guten Standard. Dieser hier, Glengarry, befindet sich zwar einige Kilometer außerhalb des Ortes, ist aber sehr schön angelegt mit großzügigen Stellplätzen. An der Palme hinter unserem Auto ranken Philodendren und Monstera empor, wie zu Hause im Wohnzimmer. Sogar den Ausflug für morgen können wir hier buchen, und abgeholt werden wir auch. Was will man mehr?

Zum Bummeln fahren wir noch nach Port Douglas hinein, einen sympathischen Ort, der sowohl Angebote für Backpacker hat als auch sehr luxuriöse Resorts und eine Reihe anspruchsvollerer Galerien und Boutiquen.

  


Sonntag, 18. Mai 2008 – Great Barrier Reef
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Für unseren Trip zum Great Barrier Reef haben wir zwei Anbieter in die engere Wahl gezogen:

Quicksilver – sie fahren mit großen Schiffen zu einer Plattform im Riff hinaus, von wo aus man verschiedene Dinge tun kann: schnorcheln, tauchen, sich sonnen, durch den Glasboden das Riff anschauen, etc.

Calypso Reef Cruises – sie fahren mit kleineren Katamaranen an verschiedene Stellen im Outer Reef, wo man jeweils Zeit zum Tauchen oder Schnorcheln hat.

Wir entscheiden uns für den letzteren und sind sehr zufrieden.

Ein Zubringerbus holt uns am Campingplatz ab und bringt uns zur Pier. Mit uns steigen noch zwei Deutsche mit ihrem 10 Monate alten Sohn Finn ein. Beide sind erfahrene Taucher und Australienreisende und sind mit einem Zelt unterwegs. Sie erzählen uns übrigens, dass es im (australischen) Sommer hier sehr voll sei und man sogar die Campingplätze vorbuchen müsse. Das würde uns ja gar nicht gefallen.

Aber nun zur Schnorcheltour: Die Calypso liegt schon bereit, als wir an der Pier ankommen. Der Bus hat noch an verschiedenen Resorts Leute aufgesammelt. Jeder, der an Bord geht, bekommt gleich seine Schnorchelausrüstung, man behält sie den ganzen Tag über. Wir müssen unsere Schuhe ausziehen und abgeben. Ich finde es sehr angenehm, überall barfuss laufen zu können, Ulrich ist nicht ganz so glücklich damit.

     

Wir bekommen eine Einweisung in die Sicherheitsbestimmungen, die Gepflogenheiten an Bord und den Tagesablauf. Softdrinks, Kaffee und Gebäck stehen den ganzen Tag zur Verfügung. Zu Mittag wird es ein Lunch Buffet geben.

 
Der erste Stopp ist am Opal Reef ca. 60 km von der Küste entfernt. Von einer breiten Badeplattform am Heck kann man ins Wasser. Es sind nur knapp 40 Leute an Bord und die Crew ist sehr aufmerksam, so dass sich jeder gut betreut fühlen kann. Einen Blick unter die Wasseroberfläche zu werfen, ist faszinierend und das auch noch mit dem Wissen, hier am Great Barrier Reef zu sein, dieser weltweit einzigartigen Korallenformation. Ein Ranger in Alaska im Kenai Fjords National Park hat vor einem imposanten Gletscher zu uns gesagt: "Machen Sie schnell ein paar Fotos, aber dann schauen Sie mit Ihren Augen und nehmen Sie in Ruhe alles in sich auf. So, wie Sie es heute und jetzt sehen, hat es noch nie jemand gesehen und wird es auch nie wieder jemand sehen. Natur ist in Bewegung und verändert sich ständig." Dies gilt hier am Riff wohl ganz besonders, denkt man an die mannigfaltigen Zerstörungen, die durch die Veränderungen in der Umwelt, aber auch durch Touristen, wie wir sie sind, bereits passiert sind und auch weiterhin geschehen.

  

Umso mehr sollte man genießen, was man zu sehen bekommt. Ich habe leider Probleme mit dem Atmen durch den Schnorchel und werfe darum immer nur kürzere Blicke unter Wasser. Aber Ulrich ist mit einer geliehenen Unterwasserkamera unermüdlich unterwegs. Die Artenvielfalt, die man so kurz unter der Wasseroberfläche schon wahrnimmt, ist unglaublich und faszinierend. Auch das Gefühl, zwischen so vielen Fischen herumzuschwimmen, ist ein ganz besonderes. Man kommt sich vor wie in einem Aquarium, ist aber tatsächlich im Pazifik weit weg vom Festland!

   

Neben den "Schnorchlern" sind auch einige Taucher an Bord. Sie haben in der Nähe des Bootes Hammerhaie gesehen.

Die Versorgung zwischen den Stopps ist ausgezeichnet, das Lunchbuffet ist gut bestückt und der Kuchen am Nachmittag sehr gut. Dazu Meer, Sonne, blauer Himmel – ein fast perfekter Tag. Allerdings ist es hier draußen – wohl nicht zuletzt aufgrund des starken Windes – doch deutlich kälter als wir erwartet hatten. Beim dritten Stopp geht darum auch Ulrich nicht mehr ins Wasser.

Auf dem Rückweg gibt es noch einen informativen Vortrag über das Riff und dessen Flora und Fauna. Währenddessen werden die Unterwasserfotos, die Ulrich gemacht hat, für uns auf eine CD gebrannt.




Gegen 17.00 Uhr sind wir wieder am Campingplatz zurück. Dieser Ausflug hat sich wirklich gelohnt!



Montag, 19. Mai 2008 – Cape Tribulation
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Das Ende unserer Reise naht. Ein letztes Mal fahren wir nach Norden. Hier steht das Zuckerrohr auf vielen Feldern in voller Blüte. Wenn man es vergessen hatte oder auch gar nicht wusste, so wird man nun daran erinnert, dass Zuckerrohr eine Gräserart ist.

Weiter gen Norden hört das kultivierte Land auf und geht mehr und mehr in Regenwald über, der dann am Cape Tribulation – einzigartig auf der Welt – bis an den Strand reicht. Der traditionelle Name von Cape Tribulation lautet Kulki. Der europäische Name (Tribulation = Leiden) geht mal wieder auf Captain James Cook zurück, der 1770 vor dieser Küste mit seiner Endeavour auf ein Riff lief und dann mehrere Monate hier verbrachte, um das Schiff wieder instand zu setzen.

Der Regenwald hier gehört zum Weltkulturerbe der Unesco. Er soll bereits mehr als 120 Millionen Jahre alt sein, älter als der am Amazonas, meinen manche Experten.

In den Mangroven am Meer und in den Flussmündungen leben die gefährlichen Salzwasserkrokodile (Salties). Sie werden bis zu fünf Meter lang und sind im Gegensatz zu Alligatoren, wie man sie z.B. in Florida findet, deutlich angriffslustiger.


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Am Daintree River können wir im Rahmen einer Bootstour mit dem River Train einige von ihnen beobachten. Dieser River Train ist schon reichlich abartig, aber für die exclusiveren Touren mit kleinen Booten sind wir zu spät, so dass dies die einzige Chance ist, überhaupt auf den Fluss hinaus zu fahren. Und Krokodile bekommen wir zu Gesicht – das ist die Hauptsache!

Ein paar Kilometer weiter nehmen wir gleich das nächste Touristenangebot in Anspruch. Im Daintree Rainforest Discovery Center gehen wir – bewaffnet mit einem sogenannten Audio-Guide – über Boardwalks auf verschiedenen Ebenen durch den Regenwald. Ich bin zunächst skeptisch, – "Da können wir ja auch zu Hause durch den Botanischen Garten gehen!" – muss mich dann aber eines Besseren belehren lassen. Diese Tour ist äußert interessant und informativ, wir erfahren viel über den Lebensraum Regenwald.

  







Ein kleines Stück weiter, am Cape Tribulation, endet die ausgebaute Straße. Weiter in Richtung Cooktown gelangt man nur mit Allradfahrzeugen. Wir übernachten auf dem Cape Trib Campground. Hinter dem Auto steht eine Bananenstaude. Der Strand ist hier von Kokospalmen gesäumt und es liegen viel Kokosnüsse herum. Eine nehmen wir mit für den Nachtisch. Ulrich befreit sie schon am Strand zur Hälfte von ihrer Hülle.

  

 

Zunächst aber gibt es Nudeln mit Tomaten-Chillie-Sauce. Der Vollmond scheint auf unseren Tisch als hätte jemand eine Lampe angeknipst.

Im Laufe dieser Reise haben wir uns mehr und mehr mit Australien versöhnt und angefreundet. (Hier im Norden ist es abends ja auch zumindest etwas länger hell! :-) ) Dieses Land bietet so viel, was es in Europa definitiv nicht gibt, dass sich ein zweiter Besuch durchaus lohnt. Flora und Fauna sind einmalig und zu großen Teilen ja auch endemisch – man muss also zwangsläufig hierher kommen, wenn man diese Tier- und Pflanzenwelt sehen will!



Dienstag, 20. Mai 2008 – Atherton Tablelands
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Heute beginnt der Weg zurück nach Cairns. Schließlich müssen wir morgen dort das Auto abgeben. Der junge Mann am Campingplatz sagt "See you next year!" und als ich antworte, "Gern, aber der Weg von Europa aus ist so lang." meint er, der Trick sei, gar nicht erst nach Hause zu fahren, sondern gleich hier zu bleiben, dann sei der Weg nur kurz. Er hat nicht unrecht, zumindest im Moment zieht uns gar nichts wieder nach Hause.

Wir fahren noch bis zum Ende der ausgebauten Straße und ein Stück darüber hinaus – dann begeben wir uns endgültig auf den Weg zurück nach Süden. Wir fahren langsam, um vielleicht doch noch einen Cassowary (sehr auffällige Laufvögel, die bis zu 1,70 m groß werden können und nur noch an wenigen Stellen in Australien und Neu Guinea leben) zu Gesicht zu bekommen, leider vergeblich.

  

Kurz hinter Mossmann biegen wir vom Cook Highway, der Verbindung zwischen Cape Tribulation und Cairns, ab und fahren in die Ausläufer des Atherton Tablelands, einem felsigen Hochland am nördlichen Rand der Great Dividing Range. Über Mt. Molloy und Mareeba wollen wir heute bis Kuranda, wo wir dann unsere letzte Nacht im Caravan verbringen werden.

    

Hinter Mt. Molloy ist die Landschaft gespickt mit riesigen Termitenhügeln. In dieser Umgebung erinnert nichts mehr an die Üppigkeit des Regenwaldes. Zunächst ist die Landschaft dann auch eher eintönig. Das Bild verändert sich, als in der Gegend von Mareeba die ersten Kaffee- und Teeplantagen auftauchen. Das Hochland ist ausgesprochen fruchtbar, seine klimatischen Bedingungen sind mit denen in ähnlichen Höhenlagen von Sri Lanka oder Bali vergleichbar. Vulkanische Böden, ausreichende Niederschläge und gemäßigte Temperaturen schaffen beste Voraussetzungen für die Landwirtschaft. Darum finden sich hier Produkte wie Kaffee und Tee, die sonst nirgendwo in Australien kultiviert werden und aufgrund der geringen Anbaumengen auch nur lokal erhältlich sind. In Mareeba besichtigen wir eine Kaffeerösterei, hier können wir die einheimischen Produkte probieren und natürlich auch kaufen. Die junge Frau an der Kasse kommt aus Deutschland und ist schon eine Weile mit dem Working Holiday Visum im Land unterwegs.

Unser Tagesziel, Kuranda, eine Kleinstadt auf der Kuranda Range, ist umgeben von tropischem Regenwald. In den sechziger Jahren war dieser Ort Anziehungspunkt für Hippies und Aussteiger. Von diesem Flair alternativen Lebens ist nur wenig übrig geblieben. Heute ist Kuranda in erster Linie ein bunter Markt, der von Tagestouristen aus Cairns überschwemmt wird, die entweder per Skyrail Rainforest Cableway oder mit der Kuranda Scenic Railway hierherkommen. Als wir ankommen, ist die letzte Bahn schon abgefahren, die Verkaufsstände haben geschlossen und der Ort ist förmlich verwaist.

Der Campingplatz ist rustikal, aber idyllisch mitten im Wald gelegen. Wir suchen unseren Stellplatz zwar sehr akribisch aus und stellen auch Tisch und Stühle auf, haben aber am Ende nicht viel davon, weil heute ja Packen angesagt ist. Nach ca. drei Stunden haben wir es geschafft, die Schränke sind leer, unsere Taschen gepackt, der uns so lieb gewordene Haushalt wieder aufgelöst. Das ist immer der unangenehmste Teil des Urlaubs!

  







Unser letztes Abendessen müssen wir im Auto einnehmen. Kuranda liegt zwar weniger als 500 m hoch, aber trotzdem wird es abends hier zu kühl als dass man noch gemütlich draußen sitzen könnte.

Zum letzten Mal steigen wir die Leiter zum Alkoven hoch. Wir haben gut geschlafen hier, die geringe Kopfhöhe war kein Problem. Auch dieses Mal haben wir uns wieder sehr wohlgefühlt in unserem Rolling Home, und selbst die Übernachtungen auf Campingplätzen waren nicht so schlimm, auch wenn wir uns etwas mehr Einsamkeit gewünscht hätten. Wir mutieren wohl so langsam zu richtigen Campern!



Mittwoch, 21. Mai 2008 – Cairns
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Heute haben wir kein Programm mehr. Wir fahren noch ein paar Schleifen und erkunden an den Crystal Falls die Naherholungsgebiete von Cairns, bevor wir gegen Mittag in unserem Hotel sind. Das Zimmer ist noch nicht fertig, aber wir können unser Gepäck abstellen. Dann bringen wir das Auto zu KEA zurück ...

  

... und fahren mit einem Taxi in die Stadt. An der Esplanade in Cairns, einer Promenade am Meer, liegen die Leute auf der Wiese und sonnen sich.

Es ist ziemlich heiß und wir gehen langsam Richtung Hotel. So verlockend ist Cairns auch nicht, und nach Shopping ist uns nicht zumute. Wir verbringen den Nachmittag im Hotel, das sehr schön und angenehm ist. Auch zum Abendessen gehen wir nicht in den Ort, sondern essen Balinesische Reistafel im Hotelrestaurant – nicht gerade typisch australisch, aber ausgesprochen gut.

     



Donnerstag, 22. Mai 2008 bis Samstag, 24. Mai 2008 – Die Rückreise
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Der Nachteil an Australien ist, dass man ca. 20.000 km überwinden muss, um dorthin zu gelangen. Das kostet zweieinhalb Tage und mehr als 20 Stunden reine Flugzeit pro Strecke. Beim Rückflug kommen noch ein paar Stunden mehr hinzu. Wir fliegen nämlich von Cairns aus nicht direkt nach Hongkong, sondern zunächst nach Brisbane, d.h. erst einmal in die falsche Richtung. Entschädigt werden wir allerdings durch fantastische Blicke auf die australische Pazifikküste, die vorgelagerten Inseln und auf das Great Barrier Reef. Ein schöner letzter Gruß!

  

Der Flug nach Hongkong dauert zwar fast 10 Stunden, aber er kommt uns diesmal nicht so lang vor. Vielleicht liegt es daran, dass wir tagsüber fliegen. Um kurz nach 20.00 Uhr Ortszeit kommen wir in Hongkong an, und es ist nach zehn bis wir im Hotel sind. Anders als in Australien sind die Straßen hier noch voller Menschen und die Geschäfte haben geöffnet. Wir gehen noch einmal hinaus, um ein Restaurant zu suchen. Wir haben Hunger, allerdings keine Lust auf eines der lauten und ungemütlichen chinesischen Lokale. So landen wir schließlich im Holiday Inn, wo noch eines der Restaurants geöffnet hat, und können in Ruhe den Tag beschließen.

Am nächsten Morgen schlafen wir lange, schließlich haben wir nichts Besonderes vor, und unser Flug nach London geht erst nach Mitternacht. Nur die limitierte Zeit für das Frühstück treibt uns dann doch hinaus. Das Buffet bietet all die Leckereien, die wir auf anderen Chinareisen so zu schätzen gelernt haben.

Nach dem Packen machen wir uns auf den Weg in die Stadt. Unsere Übernachtungstasche können wir im Hotel lassen, dort holt uns der Flughafen-Shuttle heute Abend um 21.30 Uhr ab. Das restliche Gepäck haben wir sowieso, wie schon auf dem Hinflug, gleich am Flughafen gelassen.

  

Hongkong besticht mit dem um diese Jahreszeit typischen Wetter: um die 30° Cel. und sicherlich über 95% Luftfeuchtigkeit, sehr angenehm! Gut, dass wir die Stadt schon kennen und darum kein Besichtigungsprogramm zu absolvieren haben, und gut, dass es hier so viele Shoppingmalls mit Aircondition gibt. Wir fahren hinüber nach Hongkong Island und erkunden die dortigen. Ich bin auf der Suche nach einer Tasche – irgendein Ziel muss man ja haben. Zurück in Kowloon werde ich dann auch fündig.












Vor dem Abendessen fahren wir zum Abkühlen noch ein wenig mit der Starferry hin und her, für eine Hafenrundfahrt ist es leider zu spät.


Diesen Tag in Hongkong, und damit auch unseren Urlaub, beschließen wir an der gleichen Stelle, an dem wir ihn begonnen haben, auf der Terrasse des Habitu mit Blick auf die Skyline von Hongkong Island.

Um 21.30 Uhr sind wir wieder an unserem Hotel, von wo uns der Shuttlebus abholt. Wir sind pünktlich am Flughafen, und mit leichter Verspätung startet gegen 0.30 Uhr unsere Maschine nach London. Es ist ein reiner Nachtflug, wir kommen morgens um 6.30 Uhr Ortszeit in Heathrow an, zweieinhalb Stunden später fliegen wir weiter nach Berlin.


 

Fazit
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40.000 Flugkilometer, fünf Tage nur für An- und Abreise, ca. 40 Stunden im Flugzeug, neun Stunden Zeitunterschied – Downunder ist wirklich weit weg!

Aber die Mühe hat sich gelohnt! Mehr Zeit hätten wir natürlich gebraucht, aber selbst auf dieser relativ kurzen Reise haben wir schon viele Gesichter Australiens kennengelernt, und wir haben darüber hinaus eine Idee davon bekommen, wie viele Gesichter es noch gibt. Wir sind 6.500 km gefahren und haben damit nur einen kleinen Teil dieses riesigen Landes erkundet. Wir haben eine Weile gebraucht, um uns zu akklimatisieren (Ich will nicht schon wieder über das kurze Tageslicht lamentieren!), haben uns dann aber von Tag zu Tag wohler gefühlt. Die Reise in einem Wohnmobil zu machen, war für das, was wir wollten, ebenso richtig wie es die Jahreszeit war. Die Temperaturen waren selbst in den Tropen durchaus angenehm, wir haben kaum Regen gehabt (tagsüber schon gar nicht), wir sind nicht von Mücken, Blutegeln, Sandflies oder sonstigem Ungeziefer belästigt worden und die Orte waren nicht von Touristen überlaufen. Auch war es wahrscheinlich richtig, sich zunächst die belebte Ostküste rund um die großen Städte anzuschauen, bevor man sich anderen Teilen Australiens zuwendet. – Und Ideen dafür haben wir schon reichlich!!!!!!!!!!!!

                    

                                                  

                         

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